Liebe Kritiker, die ihr Euch, ebenso wie ich, in den letzten Monaten über die neue Website der Leipziger Verkehrsbetriebe aufgeregt habt, ihr müsst jetzt ganz stark sein. Denn lvb.de hat soeben einen Preis gewonnen. Nicht für das Design, sondern dafür, wie mit dem Kunden kommuniziert wird.
Was haben wir geschimpft, geurteilt, gemaßregelt. Und irgendwie hatten wir alle Recht, was auch die LVB und die betreuende Agentur einsehen mussten.
Jetzt verlieh die Berliner Agentur Infopark dem Webauftritt den so genannten „Infopark Web-Dialog-Award“ in der Kategorie „Choice & Configuration“. Was erstmal sperrig klingt, ist schnell erklärt: „Hauptkriterien, die zu der Entscheidung führten, waren Bereiche wie Personalisierung, der Tarif-Konfigurator und der Login-Bereich“, sagt Björn Kunze von Infopark. Bewertet wurde demnach, ob eine FAQ, ein RSS-Feed und ein Newsletter vorhanden sind, ob es Infos zum Unternehmen und der Unternehmensgeschichte gibt, ob Projekte und Kooperationspartner aufgelistet und andere Marken der Unternehmensgruppe dargestellt sind. Außerdem spielten Nachhaltigkeit und Mobilität eine Rolle. Hier konnte die LVB mit der Applikation easy.go punkten, die tatsächlich nicht schlecht ist. Testzeitraum war Ende März 2010.
Auf den ersten Blick sicher ein Erfolg für die LVB und die Agentur e-werk, den ich auch nicht in Abrede stellen will und darum zum Award artig gratuliere. Auf den zweiten Blick sind das jedoch sehr weiche Kriterien. Eine FAQ braucht man eigentlich nur, wenn viele Fragen auftauchen, einen RSS-Feed haben mittlerweile auch Kindergarten-Websites, einen Newsletter benötigt man heute nicht mehr zwingend und dass alle Fakten zum Unternehmen aufgeschlüsselt sind, versteht sich eigentlich von selbst. Diesen Test würden sicher viele andere Unternehmen auch bestehen.
Im übrigen stellt sich für mich die Frage, wie gut eine Website sein kann, deren „schnelle und einfache“ Benutzung in einem 5-minütigen Video erklärt werden muss. Aber vielleicht ist das nur Teil des „Dogmenwechsels“, den ich, der sich zum „harten Kern von Web-Insidern und Bloggern“ zählt, nur einfach noch nicht verstanden hat…
Danke für die Themenidee an miservice.
den tipp habe ich dir doch gerne gegeben und der artikel ist gut geworden und auf den punkt gebracht.
gruss
thomas
Ja, und ich bedanke mich gern mit einem Hinweis auf die Quelle. So geht das. 🙂
Das ist ein prima Kundendialog (aka Leserdialog) hier. Ich schlage euch gleich mal für einen Award vor! 🙂
Keine Chance: kein Newsletter, keine FAQ … 🙂 Die EasyGo App btw hätte durchaus einen Award verdient. Ich zumindest hab jetzt immer einen Fahrschein, wenn ich einen brauche.
Damit wandert Infopark auf meine Blacklist.
Ich mein, man könnte auch auf einen Bild-Award was geben, wenn man wöllte. Oder auf den Deutschen Fernsehpreis oder auf den Echo. Oder man kann die Welt mit seinen eigenen Augen sehen und selbst urteilen.
Ein solcher Award macht die Webseite ja nicht besser.
Die neue Website der LVB ist definitiv ein Rückschritt in Sachen „Usability“ – und Kundendialog. So etwas können sich nur Monopolisten wie Energieversorger oder städtische Verkehrsbetriebe erlauben. @Daniel: Ich hätte an Deiner Stelle mal recherchiert, wie der Preis zustande gekommen ist. Diese Website ist keine Geschmackssache – sie verletzt viel von dem, was uns Webusability-Experten gelehrt haben. In meinen Seminaren schneidet die Website bei den Teilnehmern am schlechtesten ab. Und ich bedauere das – ansonsten sehr professionelle – e-Werk, dem man wohl offenbar Daumenschrauben von einem Marketingleiter angelegt hat, der nichts von Usabality versteht. Muss er ja auch nicht – so lange er Monopolstellung inne hat.