V-Tipp: Piratensender gucken

Kanal XMorgen Abend, also am Freitag, den 19. Mai, treffen sich die ehemaligen Macher des ersten und einzigen Fernseh-Piratensenders der DDR. „Kanal X“ ging im März 1990, am Vorabend der letzten Volkskammerwahl, auf Sendung. Darauf folgten Sendungen zu Kommunalwahlen, zur Währungsunion und zur Wiedervereinigung. Sechs Sendungen strahlte „Kanal X“ vom Haus der Demokratie aus. Noch öfter wurde über die Station berichtet. Zahlreiche Fernsehsender aus dem Westen Deutschlands und anderen Ländern bis nach Japan stellten die Verantwortlichen und den Piratenkanal vor.Gegründet wurde der Sender von Videokünstlern aus den alten Bundesländern und engagierten Bürgerbewegten aus Leipzig. Viele von ihnen sind heute noch in dem Bereich tätig, arbeiten als Journalisten, andere sind Blumenhändler geworden. Erster Moderator war damals Thomas Seyde, der heute Psychiatriekoordinator der Stadt Leipzig ist. An seiner Seite moderierte Rommy Arndt, die später zum Radio ging und jetzt beim Nachrichtensender N-TV in Köln moderiert. „Als wir uns nach 16 Jahren die Bänder wieder anschauten, bin ich fast vom Stuhl gefallen. Man verändert sich ja so schnell“, schmunzelt die Leipzigerin. Sie wurde damals angesprochen, weil sie angeblich hochdeutsch sprach. „Heute weiß ich, ich habe sehr wohl gesächselt.“

Zu dem Treffen morgen sind damalige Zuschauer und Interessierte eingeladen. Ein 20-minütiger Zusammenschnitt der Sendungen soll gezeigt und darüber diskutiert werden. Dieter Daniels, Medienprofessor an der Hochschule für Grafik und Buchkunst erklärt aus wissenschaftlicher Sicht das Phänomen des „Kanal X“. Norbert Meissner, der damalige Vereinsvorsitzende und geistiger Kopf des Senders, erinnert sich gemeinsam mit den anderen Machern an die Anfänge und Schwierigkeiten.

Morgen Abend, ab 17.30 Uhr findet das Treffen im Haus der Demokratie, genauer in der Kinobar Prager Frühling, Bernhard-Göring-Straße 152 statt.