Taucha. „Die Engländer sind wieder mal zu spät“, scherzt Gert Pfeifer. Der Präsident des Verbands der Jahrfeier zur Völkerschlacht bei Leipzig schaut auf seine Armbanduhr. „Die hatten die Preußen damals aber nicht“, tönt es von hinten. Manfred Mumme, Captain der Rocket-Troop, schaut verschmitzt. Die Engländer sind da.
Mumme ist das, was Richard Bogue während der Völkerschlacht war: Kapitän aus Leidenschaft. Der englische Soldat allerdings hatte nicht lange etwas davon – er wurde nur 31 Jahre alt, getötet durch einen Gewehrschuss am ersten Oktober 1813 im Kampf um die heutige Messestadt. Seitdem liegen seine sterblichen Überreste auf dem Tauchaer Friedhof.
An den schicksalsvollen Tag erinnert ein Denkmal. Dass dieses in einem eher erbärmlichen Zustand ist, wurmt Gert Pfeifer. Doch Tauchas erster Beigeordneter Michael König hat gute Nachrichten. „Die Stadtverwaltung hat beschlossen, noch in diesem Jahr Mittel für die Sanierung des Denkmals freizustellen.“ Außerdem werde die Gedenkstätte an die Opfer von Gewaltherrschaften neu hergerichtet. Im nächsten Jahr sei dann das Denkmal des russischen Generalleutnants Gotthard Johann Manteuffel an der Reihe. Nach solch guten Verheißungen fällt den Hobbyhistorikern die Kranzniederlegung am Bogue-Denkmal etwas leichter. So verharren sie nach einem „Achtung, stillgestanden!“ ehrfurchtsvoll und lauschen einige Minuten der Musik aus dem Akkordeon von Mummes Tochter. Ein wenig befremdlich mögen die acht uniformierten Herren auf die Blumen gießenden und Beet harkenden Friedhofbesucher wirken. Gert Pfeifer sieht in seiner Freizeitbeschäftigung eine Berufung. „Wir sind dafür da, die Menschen über die Völkerschlacht aufzuklären“, sagt er. An zahlreichen Veranstaltungen im Jahr nimmt er deshalb teil.
„Allerdings“, so stellt er klar, „sind wir keine schießwütigen Spinner. Bei uns wird Internationalität gelebt. Denn wenn Russen, Deutsche, Österreicher, Schweden, Amerikaner und Neuseeländer zusammen am Lagerfeuer sitzen, wird klar, was die Völkerschlacht bewirkt hat.“
Erscheint am 21.10.2005 in der Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung