Taucha. „Na hallo meine Hübschen!“, begrüßt Antje Schmidt zwei schneeweiße Hunde in der Tauchaer Tierauffangstation. Die beiden Vierbeiner erwidern dies sofort mit aufgeregtem Bellen und heftigem Schwanzwedeln. Tierpfleger Klaus-Dieter Jacob öffnet den Zwinger und sofort stürmen die Tiere raus, springen an der Frau hoch, um dann quer durch den Eingangsbereich des Tierheims zu laufen und sich zu raufen.
Die pure Lebensfreude der Samojeden – so der Name der Rasse – ist leicht erklärbar: „Tizia und Pepe sind quasi dem Tod von der Schippe gesprungen, sie waren auf einer Tötungsstation in Spanien“, sagt Antje Schmidt. Die 43-Jährige ist Mitglied der Organisation „Samojede in Not“, die regelmäßig Hunde aus Spanien und anderen Ländern vor dem sicheren Tod bewahrt. „Die Tiere lebten ursprünglich auf der Straße oder wurden von ihren Besitzern ausgesetzt. Danach kommen sie meist in die Stationen. Holt sie dort keiner innerhalb von 21 Tagen ab, werden die Hunde oft bestialisch getötet, da es um den Tierschutz in Spanien schlecht bestellt ist“, so die Tierschützerin.
Im Falle von Pepe verhielt es sich anders – er war über drei Monate in der Station, weil seine ehemalige Besitzerin ihn nicht eher frei gab. Nach langem Kampf der Organisation konnte Pepe dann aber schließlich mit Samojede-Mischlings-Dame Tizia nach Deutschland geflogen werden. Dass die beiden Hunde ausgerechnet nach Taucha kamen, hat Antje Schmidt einer Freundin zu verdanken. „Die kannte Steffen Greiser, den Chef der Mobilen Tierhilfe“, teilt sie mit. Seit rund einer Woche sind die „Sammys“ nun in der Vermittlungsstation in der Matthias-Erzberger-Straße.
Dort sollen sie allerdings recht schnell wieder weg – natürlich in liebevolle Hände. „Die Tiere sind sehr gutmütig und lieben Kinder über alles. Es kann allerdings sein, dass sie anfangs etwas Probleme mit Männern haben, weil sie diese in Spanien eher als Feinde kennen lernten“, sagt Klaus-Dieter Jacob. Voraussetzung für die Haltung sei nach Meinung Antje Schmidts „absolute Tierliebe und Verständnis“. Da die einjährige Tizia und der zweijährige Pepe bislang vernachlässigt wurden, sind sie auch nicht erzogen. „Man fängt eigentlich wie bei einem Welpen an, die Grundregeln beizubringen. Dafür werden sie jede Streicheleinheit und die gemeinsame Zeit, die man mit ihnen verbringt, dankbar annehmen und mit einem treuen Blick aus ihren braunen Augen quittieren“, ist sich die Hunderetterin sicher.
Wer sich für den wuscheligen Pepe und die glatthaarige Tizia interessiert, hat heute von 9 bis 16 Uhr Gelegenheit, sich die beiden Hunde im Tierheim Taucha, Matthias-Erzberger-Straße 7, anzuschauen. Samojeden sind sehr gutmütige Tiere, die ursprünglich als Schlittenhunde eingesetzt wurden. Durch ihr freundliches Wesen sind sie optimale Familienhunde. Allerdings sind Samojeden auch sehr neugierig, graben bei Langeweile gern Löcher im Garten oder springen über Zäune, um die nähere Umgebung zu erkunden. Ausreichend Auslauf und Auslastung in Form von Hundesport, sowie Erziehungstraining sind darum erforderlich. Pepe und Tizia werden einzeln abgegeben. Wer bei der Vermittlung zu spät kommt, muss sich nicht ärgern, denn laut Antje Schmidt sollen noch drei weitere Samojeden kommen. Darunter ist auch Colmillo, der dreijährige Bruder von Tizia, der ebenso glatthaarig ist und seiner Schwester zum Verwechseln ähnlich sieht.
Erschien am 1.12.2007 in der Leipziger Volkszeitung.