Vorbei.


Heute um 15 Uhr schließen die letzten Schlecker-Filialen. Als sozusagen „persönlich Betroffener“ (meine Frau arbeitete fast 15 Jahre dort) empfinde ich keine Schadenfreude.

Knapp 15 Jahre kam das Gehalt meiner Frau pünktlich zum Monatsletzten. Egal, ob der Tag ein Sonnabend war. War er ein Sonntag, war das Geld meist Freitags da. Knapp 15 Jahre war Schlecker für meine Frau ein Arbeitgeber, wie es wohl noch Tausende andere „da draußen“ gibt. Einer, für den man vielleicht nicht die Hand ins Feuer legte. Aber einer, der immer Wort hielt, wenn’s drauf ankam. Die Aufstiegschancen waren gegeben. Der Urlaub war reichlich. Das Gehalt üppig. Oder wer verdient als Verkäuferin heute 14 Euro die Stunde? Sicher, das basierte auf den Jahren der Betriebszugehörigkeit und war tariflich bedingt. Ein Tarif, den ver.di ausgehandelt hat. Und der Schlecker am Ende das Genick gebrochen hat. Ja, die hohen Gehälter waren am Ende sicher auch ein Grund dafür, dass Schlecker Insolvenz anmelden musste. Eine Insolvenz, die durch Misswirtschaft ausgelöst und durch Skandale befeuert wurde. In Folge blieben die Kunden aus, während laufende Kosten nicht weniger wurden.

Das Ende wäre vermeidbar gewesen. Wie oft haben wir leere Regale gesehen, wie oft war Angebotsware einfach nicht da. Wie oft lieferte das Lager nicht das, was die Verkaufsstellen bestellten. Dazu kam der teils merkwürdige Umgang mit Personal. Ich erinnere mich an Bezirksleiterinnen, die Sonnabends hinter den fast raumhohen Regalwänden versteckt wurden, um von dort die Mitarbeiterinnen beobachten zu können. Außerdem gab es Mutmaßungen, Nachts würde die Kasse derart manipuliert, dass am nächsten Morgen Differenzen beim Wechselgeld zustande kamen. Insgesamt jedoch überwiegen die positiven Erinnerungen. So schwarz, wie es in den Medien in den vergangenen Jahren gemalt wurde, stellte sich das Angestelltenverhältnis bei Schlecker für meine Frau nicht dar.

Seit Anfang April bereits hat sie eine neue Stelle, den rechtzeitigen Absprung von Schlecker ohne Verluste geschafft. Den ab heute freigestellten Mitarbeitern wünsche ich einen ebenso schnellen und reibungslosen Wechsel. Der Familie Schlecker irgend etwas zu wünschen, ist wohl zwecklos und nicht angebracht. Wer sich jahrelang bereichert hat, vor einer drohenden Insolvenz 2008, 2009 und 2011 private Vermögen umverteilt hat, damit sie nicht in die Insolvenzmasse fallen, verdient keine guten Wünsche. Vielleicht nur Mitleid.