Gestern nachmittag erhielt ich eine E-Mail. „Information der kreuzer-Anzeigenabteilung“ stand im Betreff. Das Leipziger Stadtmagazin informierte in blumigen Worten über ein Hochzeits-Spezial in der Februar-Ausgabe.
Ein Auszug:
Das kommende Hochzeits-Spezial der kreuzer-Redaktion gibt Ihnen die Möglichkeit, diese oder auch eine der vielen weiteren sich aufdrängenden Fragen zu beantworten. Eine mehrseitige Zusammenstellung aus interessanten Beiträgen zu Hochzeits-Themen wie Fotografie, Frisuren oder Maßanfertigungen bietet das optimale Umfeld für Ihre Anzeige zum schönsten Tag im Leben.
Auch ein Link zu den Mediadaten war dabei. Wenn man Fragen hätte, dann würde man die am Besten persönlich klären. Am Telefon oder „an Deck im Verlag“.
Ein wenig wunderte ich mich schon, warum ich diese Mail bekam. Als ich dann sah, dass die Mail ursprünglich an einen Kunden von mir gerichtet war (dessen Mails ich aber im Rahmen unserer Zusammenarbeit empfange), kam zur Verwunderung auch Verärgerung dazu. Diese Mailadresse ist recht frisch, die Website existiert erst seit 1. November, die Mailadresse steht nur auf der Website im Impressum zu lesen.
Der Kreuzer akquiriert also Anzeigenkunden per E-Mail auf Adressen, die er vorher im Internet zusammengesucht hat. Kurz: Er spamt. Und ist damit nicht besser als die Pillen-, Uhren- und Euro-Lotto-Spammer, die täglich die Mailaccounts verstopfen.
Besonders viel Professionalität bewies die kreuzer-Anzeigenabteilung auch bei der Wahl des Mailprogramms. Unter der Mail stand zu lesen:
Dieses E-Mail wurde mit einer unregistrierten Version von MaxBulk Mailer versandt. MaxBulk Mailer ist ein neues einfach zu bedienendes Serien-E-Mail Programm für den Macintosh.
Ich wusste nicht, dass der Kreuzer nicht mal 60 Euro für ein Programm übrig hat, das immerhin die ehrenvolle Aufgabe hat, Anzeigenkunden zu generieren. Zudem scheint die Kreuzer-Anzeigenabteilung die Anleitung nicht richtig gelesen zu haben. Wäre das so, wäre vielleicht wenigstens die Ansprache persönlich ausgefallen. Stattdessen begnügte man sich mit der allgemein gültigen Ansprache „Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Hochzeitshelfer und Trauungsfreunde“.
Entsprechend verärgert fragte ich per Mail zurück, ob diese Art und Weise der Neukundengewinnung denn zielführend wäre. Die Antwort überraschte mich dann doch sehr. Es wäre „durchaus branchenüblich, Serienmails – auch unpersonalisiert – zu verschicken“. Außerdem würde man davon Abstand nehmen, wenn „diese Form des Anzeigenmarketings uneffektiv“ wäre. Dem sei aber zum Glück nicht so. Wenn ich Fragen zur Anzeigenschaltung hätte, könnte ich mich ja melden.
Extrem flaches Fahrwasser, auf dem der Kreuzer da schippert. Auf diese Frechheit antwortete ich ziemlich spitz zurück: „Wunderbar, wenn Spamming für Sie sogar lukrativ ist. Weiter so! Dann löschen Sie aber bitte die Mailadresse xyz aus Ihrem Verteiler.“ Selbiges wurde bestätigt, allerdings mit dem Hinweis, dass man meine Kommunikation doch „sehr bedenklich“ finde und hoffe, dass ich mit meinen Kunden charmanter umgehen würde.
Nun, darüber müssen sich die Serienmailer des Kreuzers nicht ihre Köpfe zerbrechen. Wohl aber über die Rechtslage in Deutschland. Ich könnte jetzt diverse Urteile und Grundsätzlichkeiten dazu posten. Oder anmerken, dass bereits das Speichern der Mailadresse meines Kunden ohne dessen Einwilligung oder Information strafbar ist. Aber vielleicht ist das ja in den Augen des Kreuzers auch „branchenüblich“.
Um es gleich vorweg zu nehmen. Ja, ich bin auch freier Mitarbeiter der LVZ bzw. des LVDG und veröffentliche ab und zu in den Medien des Verlages Texte und Fotos. Aber nein, dieses Posting steht dazu in keinem Verhältnis.
Danke, Daniel, für den Beitrag.
Auch ich erhalte regelmäßig von ansonsten sooo seriösen Unternehmen und Organisationen solche ‚Werbeangebote‘. Diese sind sich sehr wohl bewusst, dass sie etwas falsches tun.
Ein IHK (Leipzig) Vertreter [in einer anderen Sache] sagte mir, dass es doch den Unternehmen nicht zuzumuten sei, behindernde Gesetze und Vorschriften zu beachten – zumindest so lange bis es zur Anzeige kommt.
In diesem Sinne Dir und Deiner Familie ein besinnliches Weihnachtsfest
Lieber Herr Große,
langsam aber sicher würde mich nach längerer Beobachtung tatsächlich und unabhängig von dieser konkreten Geschichte hier mal interessieren, was Sie von Ihrem Selbstverständnis her eigentlich sind. Journalist? Agentur für Werbekunden? LVZ-Blogger im Auftrag derselben? Die Grenzen scheinen – einfach mal unabhängig von obigem Thema – allesamt aufgelöst. Unglaubwürdig wird es im Besonderen, wenn es neben dieser Geschichte, um Ihre Beiträge gerade zur Medienlandschaft Leipzigs geht.
Was letztlich schade ist, aber dass hier ist ein klassischer, von Ihnen selbst beschriebener Fall Ihres Verständnisses von Journalismus: Als beauftragte Agentur eines Kunden erhalten Sie Kenntnis von (zu behebenden) Vorgängen, als „Journalist“ fragen Sie nach und als Blogger/Journalist veröffentlichen Sie.
Also stellen Sie sich doch einfach mal die Gretchenfrage: Würden Sie einen solchen oder ähnlichen Beitrag über die LVZ schreiben? Wie würden Sie über einen Kunden Ihrer Agentur berichten? Ein weites und spannendes Recherchefeld – vielleicht sogar aus Ihrem eigenen Kundenwirken – wären auch „gekaufte Artikel“, „Auftragsblogs“ und die „Verstopfung des Netzes mit redaktioneller Werbung“. Große Themen.
Solang dies oder ähnlich Kraftvolles nicht stattfindet, kann ich es ehrlicherweise nur unter Ulk abbuchen, wie Sie sich hier über den Kreuzer, zumal bei diesem von Ihnen selbst erzähltem Ablauf der Geschichte erheben und sich an Kleinigkeiten und fast unverholen wegen der eigenen Betroffenheit (Ihr Kunde) abarbeiten. Täten Sie dies auf einer Firmenwebseite – ok – dem ist aber nicht so. Auf dieser Seite steht oben „freier Journalist“. Das tun Sie zwar nicht das erste Mal im Rahmen Ihrer „Leipziger Medienbetrachtungen“, aber irgendwann muss man auch mal obige Fragen an Sie stellen dürfen, ohne dass Sie es versuchen diese einfach „wegzuwischen“.
Also: Journalist? Blogger? PR- und Werbeagentur? LVZ-Beauftragter? Ich bin sehr gespannt auf die Antwort.
Im Moment kann ich mich des Eindrucks jedenfalls nicht erwehren, dass das „Label“ des „freien Journalisten“ durch Sie zu Unrecht genutzt wird. Es sei denn, Sie meinen ein freier Journalist sei frei von Abgrenzungen und (gern subjektiver) Objektivität. Dann muss er mit der eigenen, hier durch mich angemerkte Unglaubwürdigkeit leben. Denn wer sich als Anhänger der „reinen Lehre“ darstellt, muss sie auch vorleben, auch wenn es immer wieder scher und mühsam scheint, geschweige immer gelingt – finden Sie nicht?
Derzeit formulieren Sie es so: „Daniel Große ist freier Journalist in Taucha bei Leipzig. Er veröffentlicht vor allem in der Leipziger Volkszeitung, schreibt aber auch für Blogs, Onlinemagazine und Agenturen. Sein Mediennetzwerk 4und20.net betreut Unternehmenskunden in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Daniel Große ist zudem freier Mitarbeiter bei medienrauschen. Die Agentur erstellt Social-Media-Konzepte und Inhalte zur Verwendung in sozialen Netzen und Blogs.“
Der erste Satz scheint mir angesichts der nachfolgenden Tätigkeitsschwerpunkt gelinde gesagt, einfach eine unbewiesene Behauptung.
Grüße von der L-IZ.de
Michael Freitag
Herr Freitag, danke für Ihr Interesse an meiner Arbeit. Ich scheine Sie ja – aus welchem Grund auch immer – sehr zu beschäftigen, wenn Sie von „längerer Beobachtung“ sprechen. Ich wünschte, ich hätte so viel Zeit. Habe ich aber nicht. Daher nur kurz: Ich bin freier Journalist, der für mehrere Auftraggeber arbeitet. Dazu zählt auch die LVZ bzw. der Verlag LVDG.
Ich bin weder ein „Beauftragter“ noch irgendetwas anderes als ein freier Mitarbeiter der LVZ, der Rechnungen für seine Leistungen schreiben darf oder per Honorarabrechnung bezahlt wird, wie viele andere in dieser Stadt auch. Woher Sie die „Agentur für Werbekunden“ nehmen, ist mir schleierhaft. Ich habe mit Werbung nichts am Hut.
Ich weiß nicht, ob Sie dem engagierten Produkt L-IZ hier mit Ihren Ausführungen einen Gefallen tun. Unparteiisch sind Sie jedenfalls nicht.
Und wie bei Twitter schon erwähnt: Wenn Sie einen Argwohn, Hass oder sonst etwas auf die LVZ und ihre Produkte hegen, dann laden Sie Ihren Frust bitte direkt dort ab. Ich bin die falsche Adresse.