Taucha. Manche Dinge brauchen etwas länger, bis sie konkret werden. Wie das Projekt, das die Gesellschaft für Baudienstleistungen Sachsen (GfB) derzeit in Taucha angeht. Seit vier Jahren wird an dem Vorhaben geplant, das nun begonnen wurde: Im Heinrich-Zille-Winkel 5 zwischen Schloss und Rathaus will der Verbund von Baufachleuten eine kleine Wohnsiedlung errichten.
„Obwohl das Wort eigentlich schon zu viel ist – wir planen kein Wohngebiet, sondern maximal sechs Häuser“, erklärt Geschäftsführer Jürgen Skoppek. Die Abrissarbeiten der eigentlich denkmalgeschützten, aber baufälligen Gebäude sind bereits abgeschlossen. „Wir hätten die gern gerettet, aber wenn dort 60 Jahre lang nichts gemacht wird, stehen die Chancen eher schlecht“, sagt der 55-Jährige. Erhalten werden konnte aber die alte Blaukreuz-Kapelle, in der sich Mitarbeiter der Diakonie einst um Alkoholkranke kümmerten. Jetzt soll sie zum Einfamilienhaus umgestaltet werden – Wohnen auf zwei Etagen in einem ehemaligen Gotteshaus mit Türmchen. „Diese Kapelle ist das Filetstück, da freue ich mich schon besonders drauf“, frohlockt Skoppek.
Grundsteinlegung soll bereits Mitte des Monats sein. Im Sanierungsgebiet der Tauchaer Altstadt wolle die GfB besondere Sorgfalt walten lassen. „Wir haben hier den alten Torbogen, der denkmalgeschützt ist, dazu angesprochene Kapelle. Die neu zu errichtenden Häuser müssen sich dort natürlich harmonisch eingliedern. Ich glaube, das ist uns gelungen“, sagt der Projektentwickler. In enger Zusammenarbeit mit Architektin Andrea Krüger-Sander sei ein harmonisches Bild aus Altbestand und moderner Wohnkultur entstanden. „Wir sind uns ja bewusst, dass wir hier Geschichte und Erinnerungen vernichtet haben. Darum wollen wir wenigstens die Kapelle erhalten und Stilelemente aus diesem Bau in die neuen Häuser einfließen lassen“, so Skoppek.
Energietechnisch sollen die neuen Häuser Maßstäbe setzen. „Das Thema Energiesparen ist in aller Munde und natürlich ein Entscheidungsgrund für ein Haus. Wir wollen darum mit Studenten der HTWK zusammenarbeiten, die ein begleitendes Projekt erarbeiten, vor allem was den Wärmeschutz angeht.“
Zum Standort Taucha fallen dem Leipziger nur positive Argumente ein. „Sowohl der Mikrostandort, also das unmittelbare Einzugsgebiet, stimmt als auch der Makrostandort. Taucha profitiert von seiner Nähe zur Autobahn, dem BMW- und Porsche-Werk oder der Leipziger Messe und ist optimal ans Netz des Personennahverkehrs angeschlossen.“ Die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung bezeichnet Skoppek als konstruktiv. „Sowas ist ja nicht immer normal. Wir wurden aber in allen Punkten unterstützt und konnten die Erwartungen erfüllen.“ Tauchas Bauamtsleiterin Barbara Stein bestätigt: „Es gab mehrere Vorschläge für die Bebauung, wir haben uns für die städtebaulich sinnvollste entschieden und sind insgesamt mit der Lösung zufrieden.“
Die Investitionssumme der Wohnanlage liegt laut GfB bei rund einer Million Euro. Bei einem Tag der offenen Baustelle am 6. September von 11 bis 17 Uhr soll das Projekt vorgestellt werden. „Dann stehen zumindest schon die Grundzüge des Areals fest und kann sich besser vorstellen, wie es aussehen soll“, sagt Jürgen Skoppek, der aus gesundheitlichen Gründen nach Fertigstellung aus dem Berufsleben ausscheiden will. „Aber das mache ich noch fertig, wann bekommt man schon mal eine Kapelle in die Finger. Das ist ein Highlight, das ich mir nicht entgehen lasse“, schmunzelt er.
Erschien am 1. August 2008 in der Leipziger Volkszeitung.
Das wär ja eigentlich echt mal ein kreatives Haus 🙂
nicht die Standard Häuser wie hier in Darmstadt.
Ich weiss leider nicht wie groß Taucha ist, aber wenn es so eine Gemeinde ist wie in der ich groß geworden bin… dann ist der der dort wohnt nich so glücklich. Im tiefsten Bayern finden das Menschen nicht gut– also eigentlich nur ältere Menschen 🙂
Grüße
Steffen
Zwischen http://de.wikipedia.org/wiki/Taucha und Leipzig liegen nur eine ehemalige SMAD-Kaserne und einige betonierte Felder (Auto- und Möbelhäuser, nicht zu vergessen „Am Wasserturm“ 😉 ).
Für mich als Leipziger ist Taucha noch nie eine wirklich andere Stadt gewesen, genausowenig wie Markkleeberg, das schon gleich gar keine räumliche Trennung zur Großstadt hat. Taucha also mit einer bayerischen Kleinstadt zu vergleichen, ist von Gegend und Menschenschlag her wenig glücklich.
Hier hält man es sicher nicht für Gotteslästerung, in einer ehemaligen Kapelle zu wohnen.
genau das dachte ich mir auch 🙂
Fremde, die von weiter entfernt in diese Kapelle ziehen, werden es am Anfang wohl ziemlich schwer haben Freunde zu finden haha 🙂
Und beim Bäcker brauch man sich erst recht nicht blicken lassen 🙂 — gottseidanke bin ich jetzt in einer größeren Stadt
Richtig, Axt. Hier gibt’s im Gegenteil viele, die es „cool“ finden, was dort entsteht. Andere weniger, aber das blogge ich dann noch. :=